Ort: Maria Langegg (Österreich) Art: Klosterbibliothek Baustil: Rokoko Fertiggestellt/Eröffnet: 1773 Verlag: Photohaus Schoft, St. Pölten Signatur: 82808 Datierung (Karte): ca. 1930er Jahre |
Maria Langegg ist ein kleiner Wallfahrtsort auf einem Ausläufer des Dunkelsteiner Waldes in Niederösterreich. Der fürsterzbischöflich salzburgische Güterinspektor Matthäus Häring stiftete hier im Jahr 1605 eine Kapelle als Dank für die Heilung seiner Tochter. Als sich die Nachricht weiterer Krankenheilungen verbreitete, zog der Ort bald zahlreiche Pilger an, insbesondere während der großen Pest-Epidemien. 1643 bewarben sich die Serviten erfolgreich um die Betreuung der Pilger in Langegg. Die Serviten waren ein im 13. Jahrhundert in Florenz gegründeter Bettelorden, Langegg ihre erste Niederlassung in Niederösterreich. In den Jahren 1647 bis 1733 erbaute der Orden eine vierflügelige barocke Klosteranlage. In dem zuletzt fertiggestellten Südtrakt befand sich ursprünglich auch die Bibliothek.
In den 1770er Jahren wurden zugleich mit dem Neubau der Wallfahrtskirche (1773) auch die angrenzenden Räume neu errichtet. Dazu gehört der über der Sakristei gelegene Bibliotheksraum, ein fünfachsiger Saal, der von einem durch segmentförmige Gurtenbögen gegliederten Platzelgewölbe überspannt wird. Der Raum weist eine sparsame ornamentale Wand- und Deckenbemalung auf; die Eichenschränke tragen vergoldete Aufsätze mit Ölbildern, die vermutlich von Martin Johann Schmidt (1718-1801) stammen und die Kirchenväter darstellen.
Die Serviten übergaben das Kloster 1974 aus Personalmangel an die Diözese Sankt Pölten. Von 1980 bis 1990 beherbergte es eine Haushaltungsschule der Englischen Fräulein, diente anschließend als Bildungshaus der Diözese und von 1993 bis 2022 als Niederlassung der Gemeinschaft der Seligpreisungen. Der Bibliotheksraum wurde 1992-93 renoviert und kann im Rahmen von Führungen besichtigt werden. Teile des Bestandes, vor allem ältere Literatur und wertvollere Werke, befinden sich heute im Servitenkloster Maria Luggau.