Ort: Warschau (Polen) Art: Öffentliche Bibliothek Architekt: Francesco Antonio Melana Fertiggestellt/Eröffnet: 1747 Person: Józef Andrzej Załuski Person: Andrzej Stanisław Załuski Bemerkung: Briefmarke bildseitig Gelaufen: 1912 |
Gut 50 Jahre lang, von 1747 bis 1795, existierte die Biblioteka Załuskich (Bibliotheca Zalusciana) in Warschau, zu ihrer Zeit eine der bedeutendsten Bibliotheken Europas. Sie spielte eine wichtige Rolle im kulturellen und wissenschaftlichen Leben Polens und war die erste der Öffentlichkeit zugängliche Bibliothek des Landes. Gegründet wurde sie 1736 von den adligen Brüdern Józef Andrzej und Andrzej Stanisław Załuski. Beide waren römisch-katholische Bischöfe und Bücherliebhaber, die seit ihrer frühesten Jugend Bücher gesammelt hatten. Dazu kamen Erbschaften, so 1740 die 800 Bände umfassende Bibliothek des polnischen Königs Johann III. Sobieski (1629-1696). Am 8. August 1747 wurde die Bibliothek eröffnet, Ende des 18. Jahrhunderts umfasste sie rund 400.000 Bände. Nach dem Kościuszko-Aufstand wurden die Bestände auf Befehl der russischen Zarin Katharina II. als Kriegsbeute beschlagnahmt und nach St. Petersburg überführt, wo sie den Grundstock der 1814 eröffneten Kaiserlichen Bibliothek bildeten. Einige Teile der Sammlung Załuski kamen später nach Warschau zurück, wurden jedoch von deutschen Soldaten im Zweiten Weltkrieg verbrannt.
Das Gebäude, in dem 1747 die Bibliothek eröffnete, war 1621 als Stadtpalais für den Adligen Mikołaj Daniłowicz erbaut worden, wurde im Zweiten Nordischen Krieg zerstört und kam später in den Besitz der Jesuiten, bevor Andrzej Stanisław Załuski es 1736 erwarb und im Stil des Rokoko umbauen ließ. 1807 brannte das Gebäude weitgehend aus und wurde 1821 zu einem Wohnhaus umgebaut. 1824 entdeckte der Besitzer im Keller Büsten, die polnische Herrscher darstellten und ursprünglich in einem Seitentrakt der Bibliothek aufgestellt waren. Diese ließ er renovieren, ergänzte einige fehlende und ließ sie als eine Art Fries an der Außenfassade anbringen, weswegen das Gebäude von den Warschauern als „Haus der Könige“ (Dom pod Królami) bezeichnet wurde. Nach der Zerstörung im Zweiten Weltktrieg wurde das Palais Anfang der 1960er Jahre in einer älteren Bauversion wiederaufgebaut. Heute beherbergt es die polnische Verwertungsgesellschaft ZAiKS.