Château de Cagny

Château de Cagny: Bibliothek

Chateau de Cagny Bibliotheque r

Ort: Cagny (Calvados)
Art: Privatbibliothek
Baustil: Neogotik (?)
Fertiggestellt/Eröffnet: 16. / 19. Jahrhundert?
Person: Jacques Ménages, Herr zu Cagny
Verlag: Editeur Vve E. Deschamps (vmtl.)
Gelaufen: 1913

Bis zu seiner Zerstörung im Jahr 1944 befand sich in Cagny, einer Ortschaft in der Nähe von Caen, ein Schloss aus dem 16. Jahrhundert. Jacques Ménage (1509-1556), ein Professor der Rechtswissenschaften an der Universität Caen und Rat im Parlement der Normandie in Rouen, hatte die Herrschaft Cagny im Jahr 1538 für die Summe von 6000 Pfund erworben. In den Jahren 1543 bis 1549 hielt er sich als Botschafter des französischen Königs Franz I. in Schottland, am Hofe von Kaiser Karl V. und in der Schweiz auf. Guillaume Mesnage ließ Ende des 16. Jahrhunderts einen neuen Flügel an einen bestehenden Bau aus dem 12. Jahrhundert anbauen. Mitte des 19. Jahrhunderts befand sich das Schloss noch immer in Familienbesitz: 1850 lebte dort Pauline Rioult de Bois-Rioult, die Witwe von Louis Mesnage de Cagny, eines hochrangigen Offiziers, der von 1815 bis 1824 auch Bürgermeister von Cagny gewesen war. Louis Mesnage und Pauline Boisrioult hatten zwei Kinder: eine Tochter Pauline, die 1838 Casimir Edouard Costé de Triquerville heiratete, sowie einen Sohn Louis, der nach Édouard de Rigon de Magny (Nobiliaire de Normandie, Band 2) im Jahr 1863 noch unverheiratet auf Schloss Cagny lebte. Zur Zeit, als die Ansichtskarte verschickt wurde, war das Schloss im Besitz von André Pierre Costé de Triquerville (1846-1915), dem Sohn von Pauline und Casimir Edouard. Er baute einen weiteren Flügel an und führte in Cagny die Zucht von Rennpferden ein. Das Schloss wurde um diese Zeit auch Château de Triquerville genannt. Der Absender der Karte ist Fernand de Bouillé, dabei handelt es sich möglicherweise um Fernand de Bouillé (1896-1973), den Enkel von André Pierre Costé de Triquerville.

Das Château de Cagny wurde 1944 durch einen Luftangriff der Alliierten im Rahmen der Operation Goodwood (Schlacht um Caen) zerstört.

Link: Arcisse Caumont: Statistique monumentale du Calvados, Band 2 (1850)

Link: Informationen über die Familie Mesnage de Cagny

Saint-Mihiel: Benediktinerbibliothek

Saint-Mihiel: Benediktinerbibliothek

Saint-Mihiel Bibliothek der Benediktinerabtei r

Ort: Saint-Mihiel (Frankreich)
Art: Klosterbibliothek (Benediktiner)
Baustil: Klassizismus
Fertiggestellt/Eröffnet: 1775
Verlag: Librairie Vve Maton
Gelaufen: 1900

Die Bibliothek der Benediktinerabtei von Saint-Mihiel geht auf die Zeit der Karolinger zurück. Anfangs befanden sich die Manuskripte in Nebengebäuden der Kirche. Die Zahl der Bücher nahm vor allem nach der Erfindung des Buchdrucks im 15. Jahrhundert stark zu. Einen weiteren bedeutenden Zuwachs stellte der Kauf der Büchersammlung von Jean-François Paul de Gondi (Kardinal de Retz) im Jahr 1679 dar. In den Jahren 1768 bis 1775 wurden im ersten Stock des alten Palais Abbatial zwei prächtige Räume mit stuckverzierter Decke eingerichtet, deren erster das Archiv enthielt. Die Bücher wurden im zweiten, 50 Meter langen Saal aufgestellt. Die Bibliothek überstand die Französische Revolution unbeschadet, da die beiden Säle als Lager für beschlagnahmte Bücher aufgelöster Klöster und privater Residenzen dienten. 1848 ging sie in städtischen Besitz über. Heute befinden sich die Bücher noch immer am ursprünglichen Ort; die Sammlung umfasst an die 9000 Werke, darunter 74 Manuskripte des 9. bis 16. Jahrhunderts sowie 86 Inkunabeln.

Die Ansichtskarte stammt aus der Zeit, als die Vorderseite nur für die Adresse benutzt werden durfte und Mitteilungen nur auf der Bildseite erlaubt waren. Die Absenderin fand hier eine kreative Lösung , indem sie die Bildseite einfach in zwei Richtungen beschrieb.

Link: Abbaye de Saint-Michel – La Bibliothèque bénédictine

Cahors: Bibliothèque Municipal

Cahors: Bibliotheque Municipale

Cahors Bibliotheque Municipale r

Ort: Cahors (Frankreich)
Art: Öffentliche Bibliothek
Baustil: Klassizismus
Architekt: Jean Gabriel Achille Rodolosse
Fertiggestellt/Eröffnet: 1905
Verlag: Phototypie Païta, Saint Céré
Signatur: 2004
Bemerkung: Aus der Serie „Le Lot Pittoresque“
Datierung (Karte): vor 1916

Die Bibliothek wurde während der Französischen Revolution mit den Buchbeständen aufgelöster Klöster als Öffentliche Bibliothek gegründet und erstreckte sich zuerst über zwei große Räume in einem ehemaligen Jesuiten-Kolleg (heute Lycée Gambetta). Ab Mitte des 19. Jahrhunderts gab es Überlegungen für eine Erweiterung oder einen Neubau. Dabei setzte sich ein Entwurf des Architekten Jean Gabriel Achille Rodolosse (1849-1914) durch, der auch für die Sanierung und Erweiterung des benachbarten Lycée Gambetta verantwortlich war. In den Jahren 1895-1905 entstand der Neubau der Bibliothek an der heutigen Place François Mitterrand, am Boulevard Léon-Gambetta. Das Gebäude ist in einem klassizistischen Stil gehalten und von der Architektur italienischer Paläste des 18. Jahrhunderts inspiriert.

Der Innenausbau erfolgte zwischen 1902 und 1908 unter dem Architekten Émile Toulouse. Ein großer rechteckiger Saal von 37 Metern Länge erstreckt sich über zwei Ebenen, die Wände sind vollständig mit Bücherregalen bedeckt, in denen ein Teil des alten Bestands von 40.000 Bänden aufgestellt ist. Zwei Wendeltreppen führen auf die Galerie aus massivem Walnussholz. Die Decke ist mit floralem Stuck (Girlanden aus Blättern und Blumen) verziert. Das Geo-Magazin nannte die Bibliothek 2020 in einem Artikel an zweiter Stelle unter den „11 beeindruckendsten Bibliotheken Frankreichs“

Die Karte zeigt die Place François Mitterrand mit der Bibliothek (rechts) und dem Lycée Gambetta (links) sowie die Statue des in Cahors geborenen französischen Staatsmanns Léon Gambetta (1838-1882). Im Erdgeschoss des Bibliotheksgebäudes befindet sich heute die Touristenonformation.

Link: Christine Ravier: Journées du Patrimoine : la bibliothèque patrimoniale de Cahors, un héritage de la Révolution pour le peuple

Reiningue: Abtei Oelenberg

Abtei Oelenberg - Bibliothek

Abtei Oelenberg - BIbliothek r

Ort: Reiningue (Elsass)
Art: Klosterbibliothek (Trappisten)
Fertiggestellt/Eröffnet: 19. Jahrhundert
Person: Ephrem van der Meulen
Signatur: 4824
Datierung (Karte): um 1910 (?)

Die Zisterzienserabtei Oelenberg (Abbaye Notre-Dame d’Oelenberg, früher auch „Abbaye du Mont des Olives“) liegt auf einem hügeligen Ausläufer des Sundgaus in der Nähe von Mülhausen (Mulhouse) im Elsass. Im 11. Jahrhundert als Augustiner-Chorherren-Priorat gegründet, wurde sie 1626 von Jesuiten aus Freiburg im Breisgau übernommen. Später gelangte sie in den Besitz der Universität Freiburg. Während der Französischen Revolution wurde das Kloster aufgelöst und die Gebäude an einen Industriellen aus Mulhouse verkauft. Eine Gruppe Trappisten, die aus dem Exil im westfälischen Darfeld zurückgekehrt waren, besiedelte die Abtei im Jahr 1825 erneut. Die Bibliothek wurde 1862 von dem Abt Ephrem van der Meulen (1801-1884) gegründet, dem die wissenschaftliche Bildung der Mönche am Herzen lag. Van der Meulen stammte aus Rhede in Westfalen und hatte als Student die Bekanntschaft des Schriftstellers Clemens Brentano gemacht, der sein Freund und Mentor wurde. Nach Brentanos Tod 1842 war Van der Meulen in den Besitz der handschriftlichen Urschrift der Märchen der Brüder Grimm gekommen, die Jakob Grimm 1810 an Brentano geschickt, aber nie zurückerhalten hatte. Dieses Manuskript wurde nach dem Ersten Weltkrieg in der Abtei Oelenberg wiederentdeckt und später von dem Sammler Martin Bodmer erworben; heute befindet es sich in der von ihm gegründeten Bibliotheca Bodmeriana in Cologny bei Genf.
Die Bibliothek von Oelenberg enthält heute mehr als 100.000 Bände. Sie befindet sich in einer ehemaligen Jesuitenkappelle aus dem Jahr 1755. Die Karte zeigt jedoch noch den früheren Standort der Bibliothek im ehemaligen Kapitelsaal der Mönche im Nordflügel der Abtei. Die Aufnahme datiert vmtl. vor 1915, als große Teiel der Abtei bei einem Bombardement zerstört wurden.

Link: L’abbaye Notre-Dame d’Oelenberg – Die Geschichte der Abtei

Verdun: Bibliothèque municipale

Verdun: Bibliothèque municipale

Verdun Bibliotheque municipale r

Ort: Verdun (Frankreich)
Art: Öffentliche Bibliothek
Fertiggestellt/Eröffnet: 1891
Person: Nicolas Frizon
Verlag: Les Imprimeries A. Bergeret & Cie
Herausgeber: Imp. Marchal, Verdun
Datierung (Karte): um 1900

Die Öffentliche Bibliothek von Verdun ging aus den während der Französischen Revolution beschlagnahmten Beständen mehrerer Klosterbibliotheken hervor, darunter einem Großteil der Bücher des Prämonstratenserklosters Saint-Paul de Verdun. Die Bücher und Manuskripte waren anfangs unter unzulänglichen Bedingungen im aufgelösten Kloster Saint-Paul untergebracht. 1803 wurden sie ins ehemalige Jesuitenkolleg verlegt. Seit 1820 war die Bibliothek zweimal in der Woche für die Öffentlichkeit zugänglich. 1890 zog sie an einen neuen Standort, in das Gebäude eines kleinen Theaters am linken Ufer der Maas in der rue du Pont-des-Augustins, das um 1800 an Stelle des alten Augustinerklosters erbaut worden war. Am 22. April 1891 fand die Wiedereröffnung statt, den neuen Lesesaal zierten die prächtigen Holzvertäfelungen, die ursprünglich aus der Abbaye Saint-Paul de Verdun stammten. Die Ansichtskarte zeigt die Bibliothek während dieser Zeit. Bei dem lesenden Mann links im Bild könnte es sich vielleicht um den damaligen Leiter der Bibliothek, Nicolas Frizon (1835-1899) handeln, der katholischer Priester war.

Im Ersten Weltkrieg wurde das Bibliotheksgebäude schwer beschädigt. Nach der ersten Bombardierung der Stadt am 4. Juni 1915 hatte man die wertvollsten Bücher in den Keller des Bischofspalasts ausgelagtert und einen Abtransport sämtlicher Bücher in Angriff genommen. Ein erster Konvoi ging am 27. September nach Riom im Département Puy-de-Dôme, ein zweiter war für den 29. November geplant. Als bei einem heftigen Bombardement am 1. Oktober eine Granate in die Pont des Augustins einschlug, wurden Dach und Fassade des Gebäudes schwer beschädigt. Zehntausende Bücher befanden sich zu dem Zeitpukt noch in dem Gebäude, erst 1916 war die Auslagerung der Bestände abgeschlossen. 1920 kehrten die Bücher nach Verdun zurück, wo sie provisorisch im Keller des Bischofspalasts gelagert wurden, bevor sie 1927 angemessene Räumlichkeiten im Ostflügel des Palais beziehen konnten. Die Holzvertäfelungen aus der Abbaye Saint-Paul wurden jedoch aus Platzgründen nicht wieder eingebaut, sondern zieren seitdem den großen Ratssaal im Rathaus.

Das zerstörte Gebäude in der rue du Pont-des-Augustins wurde 1921 von der Stadt erworben, die dort eine öffentliche Badeanstalt einrichtete. Diese war bis in die 1990er Jahre in Betrieb. 2007 wurde sie abgerissen, ihre Fassade bildet heute den Eingang zum 2008 eröffneten Schwimmbad  („Aquadrome“).

Link: Geschichte der Bibliothek

Paris: Université de Paris, Faculté de Médicine

Paris: Université de Paris, Faculté de Médicine, Bibliothèque

Universite de Paris Faculte de Medicine Bibliotheque r

Ort: Paris
Art: Hochschulbibliothek
Architekt: Léon Ginain (1825-1898)
Fertiggestellt/Eröffnet: 1891 / 1908
Verlag: Edition Médicale N. Maloine
Datierung (Karte): ca. 1920er Jahre?

Die Karte zeigt den 1891 eingeweihten großen Lesesaal der Faculté de Médecine de Paris am Boulevard Saint-Germain. Die medizinische Fakultät von Paris wurde um 1200 gegründet, eine erste Bücherliste ist aus dem Jahr 1395 erhalten. Schon 1746 wurde die Bibliothek der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Im Zuge der Französischen Revolution wurde die Fakultät 1793 geschlossen, im Jahr darauf wurde die École de santé gegründet. Ihr Sitz war das Gebäude der ehemaligen Akademie der Chirurgie (Académie royale de chirurgie), das zwischen 1774 und 1786 erbaut worden war (Architekt: Jacques Gondouin). Der erste Lesesaal der neu gegründeten Institution, die seit 1808 wieder den Namen Faculté de Médecine trug, war der sog. Salle Landouzy (heute Salle Réservée). Ende des 19. Jahrhunderts wurde das Gebäude von Gondouin auf der Rückseite zum Boulevard Saint-Germain hin erweitert. Der Architekt war Léon Ginain, ein Absolvent der École des Beaux-Arts und Architecte de la Ville de Paris. Die Umbauarbeiten begannen 1879 und dauerten bis 1900. Der neue große Lesesaal der Bibliothek wurde 1891 eingeweiht, er war um sechs Meter länger als der Lesesaal der berühmten Bibliothèque Sainte-Geneviève. 1908 wurde in dem Saal ein Zwischenboden eingefügt, um Raum für ein Magazin zu schaffen. Heute trägt die Bibliothek den Namen Bibliothèque interuniversitaire de santé (BIU).

Link: Les fermetures de la bibliothèque, de 1395 au 17 mars 2020

Lille: Université Catholique de Lille

Lille: Université Catholique, Bibliothèque

Lille Universite Catholique Bibliotheque r

Ort: Lille (Frankreich)
Art: Hochschulbibliothek
Baustil: Neogotik
Architekt: Louis Dutouquet
Fertiggestellt/Eröffnet: 1881
Verlag: E. C. [Edmond Cailteux]
Signatur: 7
Datierung (Karte): um 1910

Die Katholische Universität Lille wurde 1875 auf Betreiben einer Gruppe von Geschäftsleuten gegründet, die sich dem romtreuen politischen Katholizismus (Ultramontanismus) bzw. christlichen Sozialismus verbunden fühlten. 1877 erwarben sie ein Grundstück am Boulevard Vauban und beauftragten den belgischen Architekten Jean-Baptiste Bethune mit einem Entwurf für einen Campus im neogotischen Stil. Bethune, dessen Vorfahren aus Lille stammten, war ein wichtiger Vertreter der belgischen Neogotik, mit der er – ähnlich wie Augustus Welby Pugin in England – die Hoffnung auf eine religiöse Erneuerung verband. Seine Entwürfe waren den Auftraggebern jedoch zu komplex, so dass schließlich ein etwas vereinfachter Entwurf des Architekten Louis Dutouquet verwirklicht wurde. Das Kernstück des in mehreren Bauphasen realisierten Ensembles bildet das sog. Hôtel Academique mit seiner 125m langen neogotischen Fassade. Im Nordosten grenzt daran der Flügel der Bibliothek, an der Rue Norbert Ségard gelegen und 1881 eröffnet. In diesem Gebäude blieb die Bibliothek bis 2007, heute befindet sie sich in einem Neubau an der Rue du Port. Der frühere Bibliotheksbau wurde inzwischen umgebaut und beherbergt heute eine Ingenieurhochschule (ISA Lille).

Link: Université Catholique de Lille: History & Heritage

Literatur: Catherine Masson: La Catho – Un siècle d’histoire de l’Université catholique de Lille 1877-1977 (mit Abbildung des Lesesaals)

Bordeaux: Bibliothèque municipale

Bordeaux: Bibliotheque municipale

Bordeaux Bibliotheque municipale r

Ort: Bordeaux
Art: Öffentliche Bibliothek
Baustil: Neobarock
Architekt: Charles Durand
Fertiggestellt/Eröffnet: 1891
Verlag: J. Duval & Cie.
Signatur: 139
Gelaufen: 1904

Die Wurzeln der Bibliothèque municipale de Bordeaux liegen in der Académie nationale des sciences, belles-lettres et arts de Bordeaux, einer im Jahr 1712 gegründeten Gelehrtengesellschaft. Jean-Jacques Bel, ein Freund von Montesquieu und Mitglied der Akademie, vermachte ihr im Jahr 1736 sein Stadtpalais sowie seine Privatbibliothek, zusammen mit Mitteln für den Unterhalt eines Bibliothekars. Im Zuge der französischen Revolution wurde die Académie verstaatlicht und ihre Bibliothek 1803 der Stadt unterstellt. Zunächst verblieb sie im Hôtel Jean-Jacques Bel. Von 1891 bis 1991 war die Bibliothek in einem ehemaligen Kloster der Dominikaner (Jakobiner) in der Rue Mably untergebracht, das 1684 nach Plänen des königlichen Architekten Pierre Duplessy-Michel erbaut worden war. Nach der französischen Revolution hatte es zunächst einen Revolutionsclub und dann ein Militärlager beherbergt. Ende des 19. Jahrhunderts wurde das Gebäude umgebaut, um das Musée des Antiques und die Bibliothek aufzunehmen. Der Entwurf für den Umbau stammte von dem Stadtarchitekten von Bordeaux, Charles Durand (1824-1891). Auf dieser Karte ist die monumentale Fassade zur Rue Mably (Place de la Chapelet) zu sehen, in einem abgewandelten Louis-quinze-Stil (Neobarock). Seit 1991 befindet sich die Bibliothek in einem Neubau im Stadtteil Mériadeck (Bibliothèque Mériadeck), während das Gebäude in der Rue Mably Sitz der Chambre Régionale des Comptes von Nouvelle-Aquitaine ist. Einer der beiden ursprünglichen Kreuzgänge des Klosters exisitiert noch, der Cour Mably, benannt nach dem französischen Politiker und Philosophen Gabriel Bonnot de Mably (L’Abbé Mably). Er wird heute u. a. für Freiluftkonzerte genutzt.

Die Karte wurde von dem Verlag J. Duval & Cie herausgegeben, dessen Logo ein Anker mit den Initialen J.D.C. bildet. 1905 wurde der Verlag von dem bekannten Postkartenverleger Ernest Le Delay (E. L. D.) erworben.

Link: Cour Mably: a peaceful haven with a rich history

Schloss Compiègne

Palais_de_Compiegne_La_Bibliotheque

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Ort: Compiègne (Frankreich)
Art: Schlossbibliothek
Baustil: Empire
Fertiggestellt/Eröffnet: 1810
Person: Napoleon
Verlag: Armand Noyer
Signatur: 15
Datierung (Karte): um 1920

Das Château de Compiègne bzw. Palais de Compiègne war ursprünglich ein klassizistisches Schloss der französischen Könige aus dem 18. Jahrhundert. Napoleon veranlasste den Ausbau der Anlage zu einer kaiserlichen Residenz, der in den Jahren 1808-1810 erfolgte. Die Appartements des Kaisers und der Kaiserin zählen zu den am besten erhaltenen Empire-Ensembles Frankreichs. Die Bibliothek verbindet die Repräsentationsräume mit den privaten Räumen und diente Napoleon als Arbeitszimmer. Die Inneneinrichtung aus zum Teil vergoldetem Mahagoni einschließlich des imposanten mechanischen Schreibtischs stammt aus der berühmten Pariser Möbelwerkstätte Jacob-Desmalter et Cie., die 1813 kurzzeitig bankrott ging, da Napoleon seine Schulden nicht bezahlte. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts beherbergte das Schloss mehrere Museen. Ab 1889 transportierte die französische Regierung einen Großteil der Möbel und Kunstwerke ab, um damit Botschaftsgebäude und Ministerien auszustatten. Dabei wurde auch der Bestand der Bibliothek nach Paris gebracht und auf die Nationalbibliothek, die Bibliothèque de l’Arsenal und die Bibliothek Sainte-Geneviève verteilt. Die Bücher, die heute in dem Raum zu sehen sind, wurden erst 1901 anlässlich des Besuchs des russischen Zaren Nikolaus II. und seiner Frau Alix von Hessen-Darmstadt im Schloss aufgestellt. Es gibt jedoch Überlegungen, den originalen Buchbestand mit Hilfe historischer Inventarlisten nachzubilden.

Die Karte stammt von dem bekannten Fotografen Armand Noyer, der in Paris ein Atelier am Boulevard de Strasbourg betrieb und neben Ansichtskarten vor allem für seine Porträtfotos bekannt war, darunter die Serie Les Vedettes de Cinema.

Link: Château de Compiègne: The Emperor’s Apartment

Schlettstadt: Humanistenbibliothek

Humanistenbibliothek Schlettstadt

Humanistenbibliothek Schlettstadt r

Ort: Sélestat
Art: Wissenschaftliche Bibliothek
Baustil: Rundbogenstil
Architekt: Gustave Klotz
Fertiggestellt/Eröffnet: 1843 / 1889
Person: Beatus Rhenanus
Verlag: Kunstanstalt Lautz
Signatur: C 169
Gelaufen: 1902

Die frühere Reichsstadt Schlettstadt (Sélestat) im Elsass war einst ein Zentrum des oberrheinischen Humanismus. Europaweit bekannt war die Lateinschule, zu deren bedeutendsten Absolventen der Philologe Beatus Rhenanus (1485-1547) zählt. Bei seinem Tod vermachte er seine umfangreiche Privatbibliothek seiner Geburtstadt. 1757 wurde sie mit den Beständen der ebenfalls bedeutenden Bibliothek der Lateinschule (Pfarrbibliothek) vereint, die als Kettenbibliothek in der Kirche St. Georg aufgestellt war (Der Turm der Kirche ist auf der Karte im Hintergrund zu sehen). 1840 zog die Sammlung in den zweiten Stock des Rathauses um, bis sie schließlich im Jahr 1889 in das ehemalige Kornhaus zog. Dieses war Mitte des 19. Jahrhunderts von dem Architekten Gustave Klotz im Rundbogenstil erbaut worden. Um die Bibliothek aufzunehmen, wurde eine Zwischendecke eingezogen. Anfangs wurde das Erdgeschoss weiter als Kornhalle genutzt. 1909 zogen auch Museum und Stadtarchiv in dieses Gebäude. Die Fassade ziert seit 1907 ein großes Wandmosaik von César Winterhalter mit der Aufschrift „Stadtbibliothek – Museum“ und den Wappentieren von Schlettstadt (auf dieser Abbildung noch nicht zu sehen).

2011 wurde die Humanistenbibliothek in das Register des Weltdokumentenerbes der UNESCO aufgenomen. Das Gebäude erfuhr von 2014 bis 2018 eine Erweiterung durch den Architekten Rudy Ricciotti. Zu den Schätzen der Bibliothek zählen unter anderem ein Geographiebuch von 1507, in dem erstmals der Name „Amerika“ verwendet wird, sowie ein Rechnungsbuch von 1521 mit der ältesten schriftlichen Erwähnung eines Weihnachtsbaums.

Link: Bibliothèque Humaniste – Geschichte