Reiningue: Abtei Oelenberg

Abtei Oelenberg - Bibliothek

Abtei Oelenberg - BIbliothek r

Ort: Reiningue (Elsass)
Art: Klosterbibliothek (Trappisten)
Fertiggestellt/Eröffnet: 19. Jahrhundert
Person: Ephrem van der Meulen
Signatur: 4824
Datierung (Karte): um 1910 (?)

Die Zisterzienserabtei Oelenberg (Abbaye Notre-Dame d’Oelenberg, früher auch „Abbaye du Mont des Olives“) liegt auf einem hügeligen Ausläufer des Sundgaus in der Nähe von Mülhausen (Mulhouse) im Elsass. Im 11. Jahrhundert als Augustiner-Chorherren-Priorat gegründet, wurde sie 1626 von Jesuiten aus Freiburg im Breisgau übernommen. Später gelangte sie in den Besitz der Universität Freiburg. Während der Französischen Revolution wurde das Kloster aufgelöst und die Gebäude an einen Industriellen aus Mulhouse verkauft. Eine Gruppe Trappisten, die aus dem Exil im westfälischen Darfeld zurückgekehrt waren, besiedelte die Abtei im Jahr 1825 erneut. Die Bibliothek wurde 1862 von dem Abt Ephrem van der Meulen (1801-1884) gegründet, dem die wissenschaftliche Bildung der Mönche am Herzen lag. Van der Meulen stammte aus Rhede in Westfalen und hatte als Student die Bekanntschaft des Schriftstellers Clemens Brentano gemacht, der sein Freund und Mentor wurde. Nach Brentanos Tod 1842 war Van der Meulen in den Besitz der handschriftlichen Urschrift der Märchen der Brüder Grimm gekommen, die Jakob Grimm 1810 an Brentano geschickt, aber nie zurückerhalten hatte. Dieses Manuskript wurde nach dem Ersten Weltkrieg in der Abtei Oelenberg wiederentdeckt und später von dem Sammler Martin Bodmer erworben; heute befindet es sich in der von ihm gegründeten Bibliotheca Bodmeriana in Cologny bei Genf.
Die Bibliothek von Oelenberg enthält heute mehr als 100.000 Bände. Sie befindet sich in einer ehemaligen Jesuitenkappelle aus dem Jahr 1755. Die Karte zeigt jedoch noch den früheren Standort der Bibliothek im ehemaligen Kapitelsaal der Mönche im Nordflügel der Abtei. Die Aufnahme datiert vmtl. vor 1915, als große Teiel der Abtei bei einem Bombardement zerstört wurden.

Link: L’abbaye Notre-Dame d’Oelenberg – Die Geschichte der Abtei

Verdun: Bibliothèque municipale

Verdun: Bibliothèque municipale

Verdun Bibliotheque municipale r

Ort: Verdun (Frankreich)
Art: Öffentliche Bibliothek
Fertiggestellt/Eröffnet: 1891
Person: Nicolas Frizon
Verlag: Les Imprimeries A. Bergeret & Cie
Herausgeber: Imp. Marchal, Verdun
Datierung (Karte): um 1900

Die Öffentliche Bibliothek von Verdun ging aus den während der Französischen Revolution beschlagnahmten Beständen mehrerer Klosterbibliotheken hervor, darunter einem Großteil der Bücher des Prämonstratenserklosters Saint-Paul de Verdun. Die Bücher und Manuskripte waren anfangs unter unzulänglichen Bedingungen im aufgelösten Kloster Saint-Paul untergebracht. 1803 wurden sie ins ehemalige Jesuitenkolleg verlegt. Seit 1820 war die Bibliothek zweimal in der Woche für die Öffentlichkeit zugänglich. 1890 zog sie an einen neuen Standort, in das Gebäude eines kleinen Theaters am linken Ufer der Maas in der rue du Pont-des-Augustins, das um 1800 an Stelle des alten Augustinerklosters erbaut worden war. Am 22. April 1891 fand die Wiedereröffnung statt, den neuen Lesesaal zierten die prächtigen Holzvertäfelungen, die ursprünglich aus der Abbaye Saint-Paul de Verdun stammten. Die Ansichtskarte zeigt die Bibliothek während dieser Zeit. Bei dem lesenden Mann links im Bild könnte es sich vielleicht um den damaligen Leiter der Bibliothek, Nicolas Frizon (1835-1899) handeln, der katholischer Priester war.

Im Ersten Weltkrieg wurde das Bibliotheksgebäude schwer beschädigt. Nach der ersten Bombardierung der Stadt am 4. Juni 1915 hatte man die wertvollsten Bücher in den Keller des Bischofspalasts ausgelagtert und einen Abtransport sämtlicher Bücher in Angriff genommen. Ein erster Konvoi ging am 27. September nach Riom im Département Puy-de-Dôme, ein zweiter war für den 29. November geplant. Als bei einem heftigen Bombardement am 1. Oktober eine Granate in die Pont des Augustins einschlug, wurden Dach und Fassade des Gebäudes schwer beschädigt. Zehntausende Bücher befanden sich zu dem Zeitpukt noch in dem Gebäude, erst 1916 war die Auslagerung der Bestände abgeschlossen. 1920 kehrten die Bücher nach Verdun zurück, wo sie provisorisch im Keller des Bischofspalasts gelagert wurden, bevor sie 1927 angemessene Räumlichkeiten im Ostflügel des Palais beziehen konnten. Die Holzvertäfelungen aus der Abbaye Saint-Paul wurden jedoch aus Platzgründen nicht wieder eingebaut, sondern zieren seitdem den großen Ratssaal im Rathaus.

Das zerstörte Gebäude in der rue du Pont-des-Augustins wurde 1921 von der Stadt erworben, die dort eine öffentliche Badeanstalt einrichtete. Diese war bis in die 1990er Jahre in Betrieb. 2007 wurde sie abgerissen, ihre Fassade bildet heute den Eingang zum 2008 eröffneten Schwimmbad  („Aquadrome“).

Link: Geschichte der Bibliothek

Paris: Université de Paris, Faculté de Médicine

Paris: Université de Paris, Faculté de Médicine, Bibliothèque

Universite de Paris Faculte de Medicine Bibliotheque r

Ort: Paris
Art: Hochschulbibliothek
Architekt: Léon Ginain (1825-1898)
Fertiggestellt/Eröffnet: 1891 / 1908
Verlag: Edition Médicale N. Maloine
Datierung (Karte): ca. 1920er Jahre?

Die Karte zeigt den 1891 eingeweihten großen Lesesaal der Faculté de Médecine de Paris am Boulevard Saint-Germain. Die medizinische Fakultät von Paris wurde um 1200 gegründet, eine erste Bücherliste ist aus dem Jahr 1395 erhalten. Schon 1746 wurde die Bibliothek der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Im Zuge der Französischen Revolution wurde die Fakultät 1793 geschlossen, im Jahr darauf wurde die École de santé gegründet. Ihr Sitz war das Gebäude der ehemaligen Akademie der Chirurgie (Académie royale de chirurgie), das zwischen 1774 und 1786 erbaut worden war (Architekt: Jacques Gondouin). Der erste Lesesaal der neu gegründeten Institution, die seit 1808 wieder den Namen Faculté de Médecine trug, war der sog. Salle Landouzy (heute Salle Réservée). Ende des 19. Jahrhunderts wurde das Gebäude von Gondouin auf der Rückseite zum Boulevard Saint-Germain hin erweitert. Der Architekt war Léon Ginain, ein Absolvent der École des Beaux-Arts und Architecte de la Ville de Paris. Die Umbauarbeiten begannen 1879 und dauerten bis 1900. Der neue große Lesesaal der Bibliothek wurde 1891 eingeweiht, er war um sechs Meter länger als der Lesesaal der berühmten Bibliothèque Sainte-Geneviève. 1908 wurde in dem Saal ein Zwischenboden eingefügt, um Raum für ein Magazin zu schaffen. Heute trägt die Bibliothek den Namen Bibliothèque interuniversitaire de santé (BIU).

Link: Les fermetures de la bibliothèque, de 1395 au 17 mars 2020

Lille: Université Catholique de Lille

Lille: Université Catholique, Bibliothèque

Lille Universite Catholique Bibliotheque r

Ort: Lille (Frankreich)
Art: Hochschulbibliothek
Baustil: Neogotik
Architekt: Louis Dutouquet
Fertiggestellt/Eröffnet: 1881
Verlag: E. C. [Edmond Cailteux]
Signatur: 7
Datierung (Karte): um 1910

Die Katholische Universität Lille wurde 1875 auf Betreiben einer Gruppe von Geschäftsleuten gegründet, die sich dem romtreuen politischen Katholizismus (Ultramontanismus) bzw. christlichen Sozialismus verbunden fühlten. 1877 erwarben sie ein Grundstück am Boulevard Vauban und beauftragten den belgischen Architekten Jean-Baptiste Bethune mit einem Entwurf für einen Campus im neogotischen Stil. Bethune, dessen Vorfahren aus Lille stammten, war ein wichtiger Vertreter der belgischen Neogotik, mit der er – ähnlich wie Augustus Welby Pugin in England – die Hoffnung auf eine religiöse Erneuerung verband. Seine Entwürfe waren den Auftraggebern jedoch zu komplex, so dass schließlich ein etwas vereinfachter Entwurf des Architekten Louis Dutouquet verwirklicht wurde. Das Kernstück des in mehreren Bauphasen realisierten Ensembles bildet das sog. Hôtel Academique mit seiner 125m langen neogotischen Fassade. Im Nordosten grenzt daran der Flügel der Bibliothek, an der Rue Norbert Ségard gelegen und 1881 eröffnet. In diesem Gebäude blieb die Bibliothek bis 2007, heute befindet sie sich in einem Neubau an der Rue du Port. Der frühere Bibliotheksbau wurde inzwischen umgebaut und beherbergt heute eine Ingenieurhochschule (ISA Lille).

Link: Université Catholique de Lille: History & Heritage

Literatur: Catherine Masson: La Catho – Un siècle d’histoire de l’Université catholique de Lille 1877-1977 (mit Abbildung des Lesesaals)

Bordeaux: Bibliothèque municipale

Bordeaux: Bibliotheque municipale

Bordeaux Bibliotheque municipale r

Ort: Bordeaux
Art: Öffentliche Bibliothek
Baustil: Neobarock
Architekt: Charles Durand
Fertiggestellt/Eröffnet: 1891
Verlag: J. Duval & Cie.
Signatur: 139
Gelaufen: 1904

Die Wurzeln der Bibliothèque municipale de Bordeaux liegen in der Académie nationale des sciences, belles-lettres et arts de Bordeaux, einer im Jahr 1712 gegründeten Gelehrtengesellschaft. Jean-Jacques Bel, ein Freund von Montesquieu und Mitglied der Akademie, vermachte ihr im Jahr 1736 sein Stadtpalais sowie seine Privatbibliothek, zusammen mit Mitteln für den Unterhalt eines Bibliothekars. Im Zuge der französischen Revolution wurde die Académie verstaatlicht und ihre Bibliothek 1803 der Stadt unterstellt. Zunächst verblieb sie im Hôtel Jean-Jacques Bel. Von 1891 bis 1991 war die Bibliothek in einem ehemaligen Kloster der Dominikaner (Jakobiner) in der Rue Mably untergebracht, das 1684 nach Plänen des königlichen Architekten Pierre Duplessy-Michel erbaut worden war. Nach der französischen Revolution hatte es zunächst einen Revolutionsclub und dann ein Militärlager beherbergt. Ende des 19. Jahrhunderts wurde das Gebäude umgebaut, um das Musée des Antiques und die Bibliothek aufzunehmen. Der Entwurf für den Umbau stammte von dem Stadtarchitekten von Bordeaux, Charles Durand (1824-1891). Auf dieser Karte ist die monumentale Fassade zur Rue Mably (Place de la Chapelet) zu sehen, in einem abgewandelten Louis-quinze-Stil (Neobarock). Seit 1991 befindet sich die Bibliothek in einem Neubau im Stadtteil Mériadeck (Bibliothèque Mériadeck), während das Gebäude in der Rue Mably Sitz der Chambre Régionale des Comptes von Nouvelle-Aquitaine ist. Einer der beiden ursprünglichen Kreuzgänge des Klosters exisitiert noch, der Cour Mably, benannt nach dem französischen Politiker und Philosophen Gabriel Bonnot de Mably (L’Abbé Mably). Er wird heute u. a. für Freiluftkonzerte genutzt.

Die Karte wurde von dem Verlag J. Duval & Cie herausgegeben, dessen Logo ein Anker mit den Initialen J.D.C. bildet. 1905 wurde der Verlag von dem bekannten Postkartenverleger Ernest Le Delay (E. L. D.) erworben.

Link: Cour Mably: a peaceful haven with a rich history

Schloss Compiègne

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Ort: Compiègne (Frankreich)
Art: Schlossbibliothek
Baustil: Empire
Fertiggestellt/Eröffnet: 1810
Person: Napoleon
Verlag: Armand Noyer
Signatur: 15
Datierung (Karte): um 1920

Das Château de Compiègne bzw. Palais de Compiègne war ursprünglich ein klassizistisches Schloss der französischen Könige aus dem 18. Jahrhundert. Napoleon veranlasste den Ausbau der Anlage zu einer kaiserlichen Residenz, der in den Jahren 1808-1810 erfolgte. Die Appartements des Kaisers und der Kaiserin zählen zu den am besten erhaltenen Empire-Ensembles Frankreichs. Die Bibliothek verbindet die Repräsentationsräume mit den privaten Räumen und diente Napoleon als Arbeitszimmer. Die Inneneinrichtung aus zum Teil vergoldetem Mahagoni einschließlich des imposanten mechanischen Schreibtischs stammt aus der berühmten Pariser Möbelwerkstätte Jacob-Desmalter et Cie., die 1813 kurzzeitig bankrott ging, da Napoleon seine Schulden nicht bezahlte. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts beherbergte das Schloss mehrere Museen. Ab 1889 transportierte die französische Regierung einen Großteil der Möbel und Kunstwerke ab, um damit Botschaftsgebäude und Ministerien auszustatten. Dabei wurde auch der Bestand der Bibliothek nach Paris gebracht und auf die Nationalbibliothek, die Bibliothèque de l’Arsenal und die Bibliothek Sainte-Geneviève verteilt. Die Bücher, die heute in dem Raum zu sehen sind, wurden erst 1901 anlässlich des Besuchs des russischen Zaren Nikolaus II. und seiner Frau Alix von Hessen-Darmstadt im Schloss aufgestellt. Es gibt jedoch Überlegungen, den originalen Buchbestand mit Hilfe historischer Inventarlisten nachzubilden.

Die Karte stammt von dem bekannten Fotografen Armand Noyer, der in Paris ein Atelier am Boulevard de Strasbourg betrieb und neben Ansichtskarten vor allem für seine Porträtfotos bekannt war, darunter die Serie Les Vedettes de Cinema.

Link: Château de Compiègne: The Emperor’s Apartment

Schlettstadt: Humanistenbibliothek

Humanistenbibliothek Schlettstadt

Humanistenbibliothek Schlettstadt r

Ort: Sélestat
Art: Wissenschaftliche Bibliothek
Baustil: Rundbogenstil
Architekt: Gustave Klotz
Fertiggestellt/Eröffnet: 1843 / 1889
Person: Beatus Rhenanus
Verlag: Kunstanstalt Lautz
Signatur: C 169
Gelaufen: 1902

Die frühere Reichsstadt Schlettstadt (Sélestat) im Elsass war einst ein Zentrum des oberrheinischen Humanismus. Europaweit bekannt war die Lateinschule, zu deren bedeutendsten Absolventen der Philologe Beatus Rhenanus (1485-1547) zählt. Bei seinem Tod vermachte er seine umfangreiche Privatbibliothek seiner Geburtstadt. 1757 wurde sie mit den Beständen der ebenfalls bedeutenden Bibliothek der Lateinschule (Pfarrbibliothek) vereint, die als Kettenbibliothek in der Kirche St. Georg aufgestellt war (Der Turm der Kirche ist auf der Karte im Hintergrund zu sehen). 1840 zog die Sammlung in den zweiten Stock des Rathauses um, bis sie schließlich im Jahr 1889 in das ehemalige Kornhaus zog. Dieses war Mitte des 19. Jahrhunderts von dem Architekten Gustave Klotz im Rundbogenstil erbaut worden. Um die Bibliothek aufzunehmen, wurde eine Zwischendecke eingezogen. Anfangs wurde das Erdgeschoss weiter als Kornhalle genutzt. 1909 zogen auch Museum und Stadtarchiv in dieses Gebäude. Die Fassade ziert seit 1907 ein großes Wandmosaik von César Winterhalter mit der Aufschrift „Stadtbibliothek – Museum“ und den Wappentieren von Schlettstadt (auf dieser Abbildung noch nicht zu sehen).

2011 wurde die Humanistenbibliothek in das Register des Weltdokumentenerbes der UNESCO aufgenomen. Das Gebäude erfuhr von 2014 bis 2018 eine Erweiterung durch den Architekten Rudy Ricciotti. Zu den Schätzen der Bibliothek zählen unter anderem ein Geographiebuch von 1507, in dem erstmals der Name „Amerika“ verwendet wird, sowie ein Rechnungsbuch von 1521 mit der ältesten schriftlichen Erwähnung eines Weihnachtsbaums.

Link: Bibliothèque Humaniste – Geschichte

Versailles: Bibliothèque municipale

Versailles: Bibliothèque municipale, Salle des Traités

Versailles Bibliotheque municipale r

Ort: Versailles (Frankreich)
Art: Öffentliche Bibliothek
Baustil: Louis-quinze (?)
Architekt: Jean-Baptiste Berthier
Fertiggestellt/Eröffnet: 1762
Person: Étienne-François de Choiseul
Verlag: Cliché Petermin
Datierung (Karte): ca. 1920er Jahre

Im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg kämpften bekanntlich von 1775 bis 1783 die Dreizehn Kolonien gegen die britische Kolonialmacht. Frankreich spielte auf Seiten der Aufständischen eine wichtige Rolle. Beendet wurde der Krieg durch den Frieden von Paris, der am 3. September 1783 unterzeichnet wurde, und zwar in einem Gebäude in Versailles, das im Jahr 1762 im Auftrag von Étienne-François de Choiseul erbaut worden war, der unte Ludwig XV. französischer Außenminister war. Das Gebäude beherbergte ursprünglich neben dem Außen- auch das Marineministerium (Hôtel des Affaires étrangères et de la Marine). Während der französischen Revolution wurden die Ministerien nach Paris verlegt, das Gebäude seitdem für verschiedene andere Zwecke genutzt, zum Beispiel als Pfandleihhaus, Sparkasse und Zeichenschule, sowie durch die 1803 gegründete öffentiche Bibliothek. Seit 1996 wird das denkmalgeschützte Gebäude ausschließlich von der Bibliothek genutzt, die heute über ca. 700.000 Bände verfügt.

Die Karte zeigt die Salle des Traités, den Saal, in dem der Frieden von Paris unterzeichnet wurde. Er ist Teil einer Raumflucht, die ursprünglich das Archiv des Außenministeriums enthielt (Galerie des Archives). Die Ausstattung ist noch original erhalten, darunter Supraporten mit Darstellungen europäischer Hauptstädte (in diesem Fall Madrid) sowie Gemälde von Jean Jacques Bachelier mit Allegorien der Erdteile.

Link: Versailles – Bibliothèques municipales – Histoire et patrimoine

Alata: Château de la Punta

Alata: Chateau de la Punta - Bibliothek Alata Chateau de la Punta Bibliotheque r
Ort: Alata (Korsika)
Art: Schlossbibliothek
Baustil: Empire
Architekt: Albert Franklin Vincent
Fertiggestellt/Eröffnet: 1891
Person: Jérôme Pozzo di Borgo
Verlag: A. Tomasi, Ajaccio
Bemerkung: Kupfertiefdruck
Datierung (Karte): ca, 1930er Jahre

Oberhalb der Ortschaft Alata, etwa sieben Kilometer nördlich von Ajaccio am Golf von Lava gelegen, erhebt sich das Château de la Punta. Jérôme Pozzo di Borgo, Sproß einer korsischen Adelsfamilie, ließ es in den Jahren 1883 bis 1891 erbauen. Die Steine für den Bau stammten vom Tuilerien-Palast in Paris, der beim Aufstand der Pariser Kommune im Mai 1871 abgebrannt war. Ein Unternehmer namens Achille Picard hatte die Überreste des Palasts en gros erworben und und an verschiedene Interessenten weiterverkauft. Jérôme Pozzo di Borgo engagierte den Architekten Albert Franklin Vincent, der sich bei seinem Entwurf an einem Renaissancepavillon der Tuilerien (Pavillon de Bullant) orientierte. Die Einrichtung des Schlosses spiegelte den Geschmack des europäischen Hochadels am Ende des 19. Jahrhunderts wieder. Die Bibliothek war mit dem Mobiliar von Carlo Andrea Pozzo di Borgo (1764-1842) bestückt, dem Großvater von Jérôme, der sich einen Namen als erbitterter Feind Napoleons gemacht hatte (mit dem er weitläufig verwandt war) und von 1814 bis 1835 russischer Botschafter in Paris war. Die beiden Vasen auf dem Kaminsims hatte ihm Zar Alexander I. geschenkt, sie stammten aus der Kaiserlichen Porzellanmanufaktur St. Petersburg.

Am 7. August 1978 griff ein Buschbrand der umliegenden Macchie auf das Schloss über und beschädigte es schwer. In den Jahren darauf verfiel es weiter, bis es 1991 vom Départementrat des Départements Corse-du-Sud erworben wurde. 1996 wurde das Dach repariert, für eine Komplettsanierung scheint aber das Geld zu fehlen. Von der Inneneinrichtung befindet sich heute nichts mehr im Schloss, da die Möbel vom letzten Beitzer verkauft worden waren.

Link: Robert Werner: Le château de La Punta : Le palais des Tuileries corse

Saint-Nicolas-lès-Cîteaux: Kloster Cîteaux

Kloster Citeaux: Bibliotheque

Ort: Saint-Nicolas-lès-Cîteaux (Frankreich)
Art: Klosterbibliothek (Trappisten)
Architekt: Nicolas Lenoir
Fertiggestellt/Eröffnet: 1772
Verlag: Helio Jean Bernard / Cliché F. de Bertier
Signatur: 13
Bemerkung: Kupfertiefdruck
Datierung (Karte): ca. 1930er Jahre

Das Kloster Cîteaux in Burgund, gegründet im Jahr 1098 von dem Benediktiner-Mönch Robert von Molesme, ist das Mutterkloster des Zisterzienserordens. Dessen Name leitet sich von Cistercium (lateinisch für Cîteaux) ab. Bernhard von Clairvaux trat im Jahr 1112 in das Kloster ein und blieb drei Jahre lang, bevor er ausgesandt wurde, um das Kloster Clairvaux zu gründe. Im Kunstmuseum von Dijon befindet sich noch eine Trinkschale aus Messing, die Bernhard während seiner Zeit in Cîteaux benutzt habe soll (Coupe dite de saint Bernard). Das Kloster wurde während der französischen Revolution enteignet und verkauft, darunter auch die über 10.000 Bände der Klosterbibliothek. Beim Abtransport der Bücher nach Dijon soll laut Aussage eines Zeitzeugen auch Napoleon Bonaparte mitgewirkt haben. In der Folge wurden die meisten der mittelalterlichen Gebäude zerstört; heute ist aus dieser Zeit nur noch die 1509 fertiggestelle Bibliothek erhalten. Der auf dieser Karte abgebildte Bibliotheksraum hat jedoch nichts mit dem erhaltenen spätgotischen Bibliotheksgebäude zu tun, sondern befindet sich im Bâtiment Lenoir. Dieses imposante klassizistische Gebäude stammt aus den Jahren 1760-1772 und war Teil eines äußerst ambitionierten Projekts des Architekten Samson-Nicolas Lenoir (1733-1810), das die gesamte Klosteranlage vermutlich „in eine Art klösterliches Versailles“ (David N. Bell) umgewandelt hätte, wenn es nicht schon 1776 aufgegeben worden wäre. Bei den Mönchen, die hier gerade mit dem Ordnen der Bücher beschäftigt sind, handelt es sich um Trappisten, die im Jahr 1898 die Abtei wiederbesiedelten.

Link: Ancienne abbaye de Cîteaux à Saint-Nicolas-lès-Cîteaux