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Ort: Sélestat Art: Wissenschaftliche Bibliothek Baustil: Rundbogenstil Architekt: Gustave Klotz Fertiggestellt/Eröffnet: 1843 / 1889 Person: Beatus Rhenanus Verlag: Kunstanstalt Lautz Signatur: C 169 Gelaufen: 1902 |
Die frühere Reichsstadt Schlettstadt (Sélestat) im Elsass war einst ein Zentrum des oberrheinischen Humanismus. Europaweit bekannt war die Lateinschule, zu deren bedeutendsten Absolventen der Philologe Beatus Rhenanus (1485-1547) zählt. Bei seinem Tod vermachte er seine umfangreiche Privatbibliothek seiner Geburtstadt. 1757 wurde sie mit den Beständen der ebenfalls bedeutenden Bibliothek der Lateinschule (Pfarrbibliothek) vereint, die als Kettenbibliothek in der Kirche St. Georg aufgestellt war (Der Turm der Kirche ist auf der Karte im Hintergrund zu sehen). 1840 zog die Sammlung in den zweiten Stock des Rathauses um, bis sie schließlich im Jahr 1889 in das ehemalige Kornhaus zog. Dieses war Mitte des 19. Jahrhunderts von dem Architekten Gustave Klotz im Rundbogenstil erbaut worden. Um die Bibliothek aufzunehmen, wurde eine Zwischendecke eingezogen. Anfangs wurde das Erdgeschoss weiter als Kornhalle genutzt. 1909 zogen auch Museum und Stadtarchiv in dieses Gebäude. Die Fassade ziert seit 1907 ein großes Wandmosaik von César Winterhalter mit der Aufschrift „Stadtbibliothek – Museum“ und den Wappentieren von Schlettstadt (auf dieser Abbildung noch nicht zu sehen).
2011 wurde die Humanistenbibliothek in das Register des Weltdokumentenerbes der UNESCO aufgenomen. Das Gebäude erfuhr von 2014 bis 2018 eine Erweiterung durch den Architekten Rudy Ricciotti. Zu den Schätzen der Bibliothek zählen unter anderem ein Geographiebuch von 1507, in dem erstmals der Name „Amerika“ verwendet wird, sowie ein Rechnungsbuch von 1521 mit der ältesten schriftlichen Erwähnung eines Weihnachtsbaums.