Ort: Rio de Janeiro (Brasilien) Art: Öffentliche Bibliothek Baustil: Neogotik (Neo-Manuelinik) Architekt: Rafael da Silva e Castro Fertiggestellt/Eröffnet: 1887 Gelaufen: 1904 |
Die portugiesische Bibliothek in Rio de Janeiro wurde im Jahr 1837 von einer Gruppe portugiesischer Einwanderer um den Journalisten und Advokaten José Marcelino Rocha Cabral als zunächst private Kulturinstitution gegründet. Am 10. Juni 1880, dem 300. Todestag des portugiesischen Dichters Luís de Camões, legte der Kaiser Dom Pedro II. den Grundstein für ein neues Gebäude, das der Architekt Rafael da Silva e Castro im Stil der Neo-Manuelinik entworfen hatte. Die Manuelinik, ein Mischstil zwischen Gotik und Renaissance, bezeichnet den Baustil während der kulturellen Blütezeit Portugals unter König Manuel I. (reg. 1495–1521). Kronprinzessin Isabella von Brasilien und ihr Mann Gaston d’Orléans weihten am 10. September 1887 das Gebäude in der Rua Luís de Camões 30 ein. Die Fassade ist vom Hieronymitenkloster in Lissabon (Mosteiro dos Jerónimos) inspiriert. Sie wurde von den Bildhauern Germano José Salle und Simões de Almeida in Lissabon aus weißem Lioz-Kalkstein gefertigt und per Schiff nach Rio de Janeiro gebracht. Sie zieren Statuen der portugiseischen Seefahrer Pedro Álvares Cabral, Vasco da Gama und Heinrich des Seefahrers sowie von Luís de Camões. Das Innere wird von einem mehrstöckigen Lesesaal mit umlaufenden Galerien und einer gläsernen Kuppel bestimmt. 2014 zählte das Time Magazine ihn zu den schönsten Bibliotheken der Welt. In dem Gabinete Português de Leitura fanden die ersten Sitzungen der Brasilianischen Akademie der Literatur (Academia Brasileira de Letras) statt. Im Jahr 1900 wurde die Bibliothek der Öffentlichkeit zugänglich gemacht, 1906 verlieh ihr König Karl I. von Portugal den Titel „Königlich“ („Real“). Heute umfasst die Bibliothek rund 350.000 Bände und ist damit die größte Sammlung portugiesischer Werke außerhalb Portugals. Außerdem dient sie als Studienzentrum und literarisches Forschungszentrum.
Link: Brasiliana Fotográfica – Real Gabinete Português de Leitura
Link: Königlich-portugiesisches Lesekabinett, Fassade