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Ort: Heidelberg Art: Hochschulbibliothek Baustil: Historismus Architekt: Josef Durm Fertiggestellt/Eröffnet: 1905 Verlag: Dr. Trenkler & Co. Signatur: 27 008 Datierung (Karte): 1904 Gelaufen: 1906 |
Die Universitätsbibliothek Heidelberg schwebt nicht, wie es auf dieser Abbildung den Eindruck macht, in der Luft, sondern liegt mitten in der Altstadt von Heidelberg, und zwar an der Ecke Plöckstraße (auch „Plöck“ genannt) und Grabengasse. Josef Durm (1837-1919), der Architekt des Gebäudes, war Professor für Architektur an der Technischen Hochschule Karlsruhe und Oberbaudirektor im Großherzogtum Baden. Er gilt als der letzte große Architekt des Historismus in Baden. Sein Bau weist verschiedene Stilmerkmale auf, vor allem die der Renaissance („die mehr an französische als an deutsche Grundelemente des Stils anlehnen“), aber auch des gerade in Mode gekommen Jugendstils. Durm sah eine räumliche Trennung der verschiedenen Funktionen der Bibliothek vor, die sich auch in der Architektur widerspiegeln. So ist der Gebäudeteil an der Plöckstraße (im Bild links zu sehen) mit einer prächtigen, schlossartigen Fassade versehen. Hier befinden sich Haupteingang und Verwaltung. Der rechts zu sehenden Teil an der Grabengasse ist wesentlich schlichter gestaltet und umfasst Katalogsaal, Handschriftensaal und den Bücherspeicher (Magazin) – wobei kurioserweise auf dieser Karte der Bücherspeicher abgeschnitten ist. Vielleicht war das Gebäude zum Zeitpunkt des Fotos noch nicht fertiggestellt, denn die Karte stammt aus dem Jahr 1904, die Bibliothek wurde jedoch erst 1905 eröffnet. Der prächtige runde Eckturm ist übrigens ein Architekturzitat und erinnert an den Turm des Heidelberger Schlosses.
Übrigens war der Architekt Rudolf Lubynski (1873-1935) während dieser Zeit Assistent von Josef Durm. Einige Jahre später entwarf er die National- und Universitätsbibliothek in Zagreb.