Buenos Aires: Biblioteca Nacional de Maestras y Maestros

Buenos Aires: Biblioteca Nacional de Maestras y Maestros

Buenos Aires Biblioteca Nacional de Maestras y Maestros r

Ort: Buenos Aires (Argentinien)
Art: Öffentliche Bibliothek
Baustil: Eklektizismus
Architekt: Carlos Altgelt und Hans Altgelt
Fertiggestellt/Eröffnet: 1888 / 1893
Verlag: Antigua Casa Pernegg (Stephan Lumpert)
Signatur: 315
Gelaufen: 1915

Die Ansichtskarte zeigt die Bibliothek des Nationalen Bildungsrats von Argentinien (Consejo Nacional de Educación) im sog. Palacio Pizzurno (auch Palacio Sarmiento genannt), einem prächtigen Gebäude im eleganten Stadtteil Recoleta im Norden von Buenos Aires. Petronila Rodríguez de Rojas (1815-1882), Tochter eines spanischen Einwanderers, hatte in ihrem Testament ein großes Grundstück der Stadt vermacht, um darauf eine Kirche, ein Altersheim sowie eine Mädchenschule zu errichten. Die Stadt beauftragte daraufhin die Architekten Carlos und Hans Altgelt mit dem Bau der Schule an der Calle Pizzurno, die auch Räumlichkeiten für ein Museum und eine Bibliothek enthalten sollte. Der Architekt Carlos Altgelt (1855-1937), Sohn deutscher Einwanderer aus Krefeld, hatte in Deutschland u. a. an der Berliner Bauakademie studiert. Er zählte zu den wichtigen argentinischen Architekten seiner Zeit und schuf viele palastartige Schulgebäude. Sein Cousin zweiten Grades Hans Altgelt, ein Neffe des Architekten Martin Gropius, war 1887 nach Buenos Aires ausgewandert und wurde sein Teilhaber. 1888 wurde der eklektizistische Bau fertiggestellt, der stilistisch Elemente des Second Empire sowie der deutschen und französischen Neorenaissance aufweist. Die ursprünglich von der Stifterin Petronila Rodríguez anvisierte Nutzung als Schule für 700 Mädchen wurde jedoch niemals realisiert; stattdessen zogen dort 1893 verschiedene Gerichte ein, bevor das Gebäude 1903 zum Sitz des Nationalen Bildungsrats wurde. Heute beherbergt es das argentinische Bildungsministerium sowie die Nationale Lehrerbibliothek (Biblioteca Nacional de Maestras y Maestros), eine auf Erziehungswissenschaften und Pädagogik spezialisierte öffentliche Bibliothek.

Link: Biblioteca Nacional de Maestras y Maestros

Pasadena: Public Library

Pasadena Public Library

Pasadena Public Library r

Ort: Pasadena (Kalifornien)
Art: Öffentliche Bibliothek
Baustil: Châteauesque / Richardsonian Romanesque
Architekt: Harry Ridgway
Fertiggestellt/Eröffnet: 1890
Verlag: The Edward H. Mitchell Co.
Signatur: 1188
Datierung (Karte): um 1910

Pasadena, eine Stadt am Fuße der San Gabriel Mountains, wurde 1874 von Kolonisten aus Indiana gegründet, die nach dem extrem kalten Winter des Jahres 1873 eine Gegend mit milderem Klima suchten. Eine erste Leihbibliothek wurde 1882 als “Pasadena Library and Village Improvement Society“ gegründet. Ihr Buchbestand umfasste anfangs 330 Bände. Einige Jahre darauf stiftete der Immobilienhändler Charles Legge ein an einen kleinen Park angrenzendes Grundstück für die Errichtung einer öffentlichen Bibliothek. Nach drei Jahren Bauzeit wurde 1890 das Gebäude an der Ecke Walnut Street und Raymond Avenue eröffnet. Der Buchbestand war mittlerweile auf 2400 Bände angewachsen. Der Entwurf für den Bau stammte von Pasadenas erstem professionellen Architekten, dem in Kanada als Sohn irischer Einwanderer geborenen Harry Ridgway (1843-1913). Ridgway schuf eine Vielzahl öffentlicher und privater Bauten in Pasadena in unterschiedlichen Baustilen. Sein Bibliotheksgebäude ist in einem historistischen Stil zwischen Châteauesque und Richardsonian Romanesque gehalten.

1927 wurde in Pasadena im Rahmen des Civic Center Plans eine neue, größere Bibliothek eröffnet. Das Gebäude von Harry Ridgway diente daraufhin noch fünf Jahre lang als Sitz verschiedener patriotischer Gesellschaften, bevor es 1933 beim Long-Beach-Erdbeben schwer beschädigt wurde. Da eine Sanierung zu teuer gewesen wäre, riß man das Gebäude 1954 endgültig ab. Nur der Torbogen wurde im Jahr darauf im Memorial Park aufgestellt, „dedicated to the memory of Pasadena pioneers who in early and difficult days established here a public library as an expression of reverence for literature and art. Their spirit, symbolized in this remaining archway lives on.

Link: The New Library Opening: “A Notable Event in Pasadena’s History”

Medford: Public Library

Medford (Massachusetts): Public Library (Thatcher Magoun House)

Medford Public Library r

Ort: Medford, Massachusetts
Art: Öffentliche Bibliothek
Baustil: Klassizismus
Fertiggestellt/Eröffnet: 1835 / 1875
Person: Thatcher Magoun
Verlag: The Rotograph Co.
Signatur: G 2930
Datierung (Karte): um 1905

Medford ist eine Stadt im Middlesex County im Bundesstaat Massachusetts und – neben Savannah (Georgia) – einer der möglichen Entstehungsorte des Winterlieds „Jingle Bells“. Die Stadt liegt an dem nur 11 km langen „Mystic River“, der im Boston Harbor endet. Im 19. Jahrhundert war die Stadt für ihren Rum bekannt sowie für die großen Segelschiffe, die hier gebaut wurden. Als „Father of Shipbuilding on the Mystic River“ gilt Thatcher Magoun (1775-1856), der 1803 die erste Werft in Medford gründete. Seine Schiffe waren bekannt für ihre Geschwindigkeit und Zuverlässigkeit. 1838 eröffnete er in Boston die Firma „Thatcher Magoun & Sons“, ein bis in die 1870er Jahre hinein erfolgreiches Handelsunternehmen, das sich zunächst auf die Route von Boston und New York über New Orleans nach Europa spezialisierte und dann mit dem Kalifornischen Goldrausch auch auf die Route von New York nach San Francisco.

1835 erbaute Thatcher Magoun in Medford sein architektonisch etwas ungewöhnliches Wohnhaus: der repräsentative vordere Gebäudeteil war wie ein Schiff abgerundet und von einer Kolonnade aus sechs ionischen Säulen umgeben. Die Wände waren aus ungewöhnlich dickem Holz gebaut, wie es zu der Zeit zwar für Schiffe, nicht aber für Wohngebäude üblich war. Das Dach war mit walisischem Schiefer gedeckt. Auf der Rückseite schloss sich ein einfacher Nebenflügel an. Magoun soll den vorderen klassizistischen Teil seiner Frau zuliebe gebaut, sich selbst aber mehr in den niedrigeren hinteren, einer Schiffskabine ähnelnden Räumen, aufgehalten haben.

1875 bot Thatcher Magoun Jr. das Haus seines verstorbenen Vaters der Stadt für die Öffentliche Bibliothek an und stiftete 1000 Dollar für deren Einrichtung. Zuvor hatte er das Gebäude renovieren lassen und einen Portikus und die Terrasse angefügt. Die Bibliothek wurde am 20. Juni 1875 eröffnet, drei Tage nach dem 100. Geburtstag von Thatcher Magoun. 1959 wurde das Gebäude wegen Baufälligkeit abgerissen und ein moderner Neubau errichtet. Heute befindet sich an derselben Stelle die 2022 eröffnete „Charlotte and William Bloomberg Medford Public Library“, finanziert durch eine Spende des ehenmaligen New Yorker Bürgermeisters Michael Bloomberg, der in Medford aufwuchs.

Link: Library of Congress: Thatcher Magoun House, 117 High Street, Medford, Middlesex County, MA

Rio de Janeiro: Real Gabinete Português de Leitura

Rio de Janeiro: Real Gabinete Portugues de Leitura Rio de Janeiro Real Gabinete Portugues de Leitura r
Ort: Rio de Janeiro (Brasilien)
Art: Öffentliche Bibliothek
Baustil: Neogotik (Neo-Manuelinik)
Architekt: Rafael da Silva e Castro
Fertiggestellt/Eröffnet: 1887
Gelaufen: 1904

Die portugiesische Bibliothek in Rio de Janeiro wurde im Jahr 1837 von einer Gruppe portugiesischer Einwanderer um den Journalisten und Advokaten José Marcelino Rocha Cabral als zunächst private Kulturinstitution gegründet. Am 10. Juni 1880, dem 300. Todestag des portugiesischen Dichters Luís de Camões, legte der Kaiser Dom Pedro II. den Grundstein für ein neues Gebäude, das der Architekt Rafael da Silva e Castro im Stil der Neo-Manuelinik entworfen hatte. Die Manuelinik, ein Mischstil zwischen Gotik und Renaissance, bezeichnet den Baustil während der kulturellen Blütezeit Portugals unter König Manuel I. (reg. 1495–1521). Kronprinzessin Isabella von Brasilien und ihr Mann Gaston d’Orléans weihten am 10. September 1887 das Gebäude in der Rua Luís de Camões 30 ein. Die Fassade ist vom Hieronymitenkloster in Lissabon (Mosteiro dos Jerónimos) inspiriert. Sie wurde von den Bildhauern Germano José Salle und Simões de Almeida in Lissabon aus weißem Lioz-Kalkstein gefertigt und per Schiff nach Rio de Janeiro gebracht. Sie zieren Statuen der portugiseischen Seefahrer Pedro Álvares Cabral, Vasco da Gama und Heinrich des Seefahrers sowie von Luís de Camões. Das Innere wird von einem mehrstöckigen Lesesaal mit umlaufenden Galerien und einer gläsernen Kuppel bestimmt. 2014 zählte das Time Magazine ihn zu den schönsten Bibliotheken der Welt. In dem Gabinete Português de Leitura fanden die ersten Sitzungen der Brasilianischen Akademie der Literatur (Academia Brasileira de Letras) statt. Im Jahr 1900 wurde die Bibliothek der Öffentlichkeit zugänglich gemacht, 1906 verlieh ihr König Karl I. von Portugal den Titel „Königlich“ („Real“). Heute umfasst die Bibliothek rund 350.000 Bände und ist damit die größte Sammlung portugiesischer Werke außerhalb Portugals. Außerdem dient sie als Studienzentrum und literarisches Forschungszentrum.

Link: Brasiliana Fotográfica – Real Gabinete Português de Leitura
Link: Königlich-portugiesisches Lesekabinett, Fassade

Woodsville: Whitcher Library

Woodsville New Hampshire Whitcher Library

Woodsville New Hampshire Whitcher Library r

Ort: Woodsville (New Hampshire)
Art: Öffentliche Bibliothek
Fertiggestellt/Eröffnet: 1894
Person: Ira Whitcher (1815-1897)
Verlag: The Hugh C. Leighton Co.
Signatur: 5211
Datierung (Karte): 1907
Gelaufen: 1908

Woodsville ist ein kleiner zu Haverhill gehörender Ort am Connecticut River, an der Grenze zwischen New Hampshire und Vermont. 1894 wurde hier eine kleine öffentliche Bibliothek eröffnet, die sog. Whitcher Library. Für ihren Bau hatte der Industrielle Ira Whitcher die Summe von 6552 Dollar gestiftet, neben Büchern im Wert von 1000 Dollar. Die Einwohner von Woodsville spendeten weitere 1000 Dollar für den Erwerb von Büchern. Ira Whitcher war 1815 in North Benton geboren worden und hatte sich aus kleinen Anfängen im Holzhandel hochgearbeitet. 1870 zog er von Benton nach Woodsville, an dessen Aufschwung in den nächsten 25 Jahren er als Unternehmer und Mäzen einen nicht geringen Anteil hatte. Sein Sohn William Frederick Whitcher, der 1907 eine Familiengeschichte veröffentlichte, charakterisierte seinen Vater folgendermaßen: „Reserved and quiet in his manners, severely unostentatious in his mode of life, hating pretence and indolence alike, his long life was one of ceaseless activity.
Ira Whichener war übrigens ein Nachfahre des aus England stammenden Pioniers Thomas Whittier, der 1638 nach Amerila ausgewandert war. Dieser hatte zunächst in Salisbury, Massachusets gelebt, bevor er sich 1649 in Haverhill niederliess. Dort erbaute er in den Jahren 1688/89 ein Anwesen, in dem 1807 der Dichter John Greenleaf Whittier geboren wurde, ein Gegner der Sklaverei und zu seiner Zeit ein landesweit bekannter Schriftsteller. Sein erfolgreiches Buch Snow-Bound: A Winter Idyl über das ländliche Leben nach dem Bürgerkrieg spielt in Haverhill. Das Anwesen existiert heute noch als Museum (Whittier Birthplace).
Das kleine Bibliotheksgebäude von 1894 in der School Lane Nr. 14 wird heute nach wie vor als Öffentliche Bibliothek genutzt.

Link: William F. Whitcher: Descendants of Chase Whitcher of Warren, N. H., fourth in descent from Thomas Whittier of Salisbury (Haverhill) Mass. Woodsville, N. H. 1907
Link: Thomas Hill (1829-1908): Whittier’s birthplace (Boston Public Library)

Ashtabula: Carnegie Library

Ashtabula: Carnegie Library
Ashtabula Carnegie Library r Ort: Ashtabula, Ohio (USA)
Art: Öffentliche Bibliothek
Baustil: Klassizismus
Architekt: Thayer & Wilson Fertiggestellt/Eröffnet: 1903
Verlag: The Rotograph Co.
Signatur: G 4672
Datierung (Karte): 1905
Gelaufen: 1906

Ashtabula ist eine gut 18.000 Einwohner zählende Stadt an der Mündung des gleichnamigen Flusses in den Eriesee. Der Name Ashtabula bedeutet in der Sprache der Irokesen „Fluss der vielen Fische“. Die Carnegie-Bibliothek in der West 44th Street stammt aus dem Jahr 1903. Mittel des Philanthropen Andrew Carnegie und das Vermächtnis einer Schneiderin namens Maria Conklin hatten den Bau ermöglicht. Das Gebäude wurde in den Jahren 1958 und 1984 erweitert. Während einer Renovierung im Jahr 1990 kam es zu einem verheerenden Brand, dem tausende von Büchern zum Opfer fielen, darunter 4000 Kinder- und Jugendbücher. Bob Greene, ein bekannter Kolumnist der Chicago Tribune, schrieb daraufhin einen Artikel, der zu landesweiten Bücherspenden von Bibliotheken und Privatpersonen führte. Bis zur Wiedereröffnnung zwei Jahre nach dem Brand wurden 30.000 Bücher gespendet!

Link: Ashtabula County District Library: ACDL’s History

Cedar Rapids: Carnegie Library

Cedar Rapids (Iowa): Carnegie Library (1905)
Iowa Cedar Rapids Carnegie Library r Ort: Cedar Rapids (Iowa)
Art: Öffentliche Bibliothek
Architekt: Josselyn & Taylor
Fertiggestellt/Eröffnet: 1905
Person: Andrew Carnegie
Verlag: A. C. Bosselman & Co.
Signatur: 6466
Datierung (Karte): um 1905

Die Carnegie-Bibliothek von Cedar Rapids (Iowa) wurde 1905 im Stadtzentrum an der Ecke 3rd Avenue und 5th Street („Ely Corner“) eröffnet. Das Gebäude mit Anklängen an die Renaissance wurde von der in Cedar Rapids ansässigen Firma Josselyn & Taylor entworfen und diente der Stadt 80 Jahre lang als Öffentliche Bibliothek. Im zweiten Stock befand sich ein Raum für Kunstausstellungen, der von der „Cedar Rapids Art Association“ genutzt wurde. Nachdem die Bibliothek 1985 ein neues Gebäude in der 1st Street bezogen hatte, wurde das Gebäude an der Ely Corner zum Sitz des Cedar Rapids Art Museum (CRMA). Für die Renovierung war bei einer Spendenaktion die Summe 10 Millionen Dollar zusammengekommen. 1989 eröffnete das Museum mit einem angrenzeneden Neubau. Im früheren Lesesaal kann man heute in Kunstbüchern schmökern.

Link: Jennie Morton: Why I love the Carnegie Library of Cedar Rapids, IA

Roseau: Victoria Memorial Library

Roseau (Dominica): Victoria Memorial Library (1901)

Roseau Victoria Memorial Library r

Ort: Roseau (Dominica)
Art: Öffentliche Bibliothek
Fertiggestellt/Eröffnet: 1902
Person: Henry Hesketh Bell
Fotograf: José Anjo
Signatur: 82
Gelaufen: 1904

Die Victoria Memorial Library in Roseau, der Hauptstadt von Dominica, wurde 1901 auf Betreiben des britischen Kolonialbeamten und Schriftstellers Henry Hesketh Bell (1864-1952) erbaut, der zu der Zeit Verwalter der Insel war. 1902 wurde sie eröffnet. Sie war nach der britischen Monarchin Queen Victoria benannt, die 1901 gestorben war. Im Giebelfeld ist ihr Monogramm VRI – Victoria Regina Imperatrix – zu erkennen. Eine Beschreibung aus dem Jahr 1904 lobt die Lage des Gebäudes in einem kleinen Park: „… the Victoria Memorial Library is the only building that has any pretentions to prettiness. It stands on a cliff close to the sea shore in a bower of beautiful trees, palms, and brilliant coloured shrubs, and its delightful verandah can be recommended to anyone in search of a cool, quiet spot from whence a lovely view can be obtained!“ (Francis Dodsworth: The book of the West Indies. London: George Routledge & Sons, 1904, S. 158). Da die Bibliothek bald zu klein wurde, kontaktierte Henry Hesketh Bell den Schottischen Industriellen Andrew Carnegie, der Mittel für ein neues Gebäude stiftete. Die neue Carnegie-Bibliothek, entworfen von Bell selbst, wurde 1907 in demselben Park in der Victoria Street eröffnet. Aus der Victoria Memorial Library wurde ein kleines naturgeschichtliches und archäologisches Museum, später wurde das Gebäude vom Radiosender DBS (Dominica Broadcasting Corporation) genutzt.
Das Foto stammt von José Anjo (ca. 1870-1950), der portugiesischer Konsul in Antigua war und Ansichtskarten vertrieb. Die Insel Dominica hatte er in den Jahren 1899, 1900 und 1901 bereist.

Link: Fotos des Gebäudes (Colonial Architecture Project)

Chicago: Public Library

Chicago Public Library
Chicago Public Library r Ort: Chicago (USA)
Art: Öffentliche Bibliothek
Baustil: Klassizismus
Architekt: Shepley, Rutan & Coolidge
Fertiggestellt/Eröffnet: 1897
Verlag: Detroit Photographic Co..
Drucktechnik: Mehrfarbige Chromolithographie
Signatur: 317
Bemerkung: Private Mailing Card
Datierung (Karte): 1900

1871: Beim Großen Brand von Chicago werden große Teile der Innenstadt zerstört. In England wird eine Hilfsaktion zur Errichtung einer öffentlichen Bibliothek organisiert („English Book Donation“), bei der 8000 Bücher gestiftet werden.
1872: Die Chicago Public Library wird gegründet. Im Jahr darauf eröffnet sie in einem ehemaligen Wasserspeicher.
1897: Nach mehreren Ortswechseln bezieht die Bibliothek den repräsentativen Neubau in der 78 E. Washington Street im Historic Michigan Boulevard District. Der Entwurf für das klassizistische Gebäude mit Elementen der italienischen Renaissance stammt von der bekannten Bostoner Firma Shepley, Rutan and Coolidge. Das Grundstück ist ein Geschenk der Veteranenorganisation „Grand Army of the Republic“, die das Gebäude mit nutzt.
1977: Das Gebäude wird Sitz des Chicago Cultural Center und dient für offizielle Empfänge des Bürgermeisters von Chicago.
1991: Die Bibliothek bezieht einen postmodernen Neubau (Harold Washington Library Center)

Link: Chicagology – Chicago Public Library Building (mit zahlreichen historischen Abbildungen)

 

Buenos Aires: Nationalbibliothek

Buenos Aires: Nationalbibliothek Buenos Aires Nationalbibliothek r
Ort: Buenos Aires (Argentinien)
Art: Nationalbibliothek
Baustil: Beaux-Arts-Architektur
Architekt: Carlos Morra
Fertiggestellt/Eröffnet: 1901
Person: Jorge Luis Borges
Verlag: R. & J. Barbieri Editores
Gelaufen: 1907

„Die Geräusche der Plaza bleiben zurück, und ich betrete die Bibliothek. Fast körperlich empfinde ich die Schwerkraft der Bücher, den stillen Bereich einer Ordnung, die magisch präparierte und konservierte Zeit.“ (Leaving behind the sounds of the plaza, I enter the library. At once, in an almost physical way, I feel the gravitation of the books, the quiet atmosphere of ordered things, the past rescued and magically restored) (Jorge Luis Borges: An Leopoldo Lugones. Vorwort zur Anthologie „El hacedor“, 1960).

Das Zitat stammt von dem argentinischen Schriftsteller Jorge Luis Borges (1899-1986), in dessen Werk Bücher und Bibliotheken eine zentrale Rolle einnehmen. Eine bekannte Erzählung von ihm trägt den Titel „Die Bibliothek von Babel“. Sie diente als Vorbild für die Klosterbibliothek im Roman „Der Name der Rose“ von Umberto Eco, und die Figur des blinden Bibliothekars Jorge von Burgos ist eine Reminiszenz an den Schriftsteller, der mit Mitte 50 vollständig erblindet war. Von 1955 bis 1973 war Borges Direktor der argentinischen Nationalbibliothek. 18 Jahre lang waren die Räume im ersten Stock des Gebäudes in der Calle México 564 sein zweites Zuhause und Schauplatz seines literarischen Schaffens, und es gefiel ihm so gut dort, dass er am liebsten ganz dort eingezogen wäre.

Das Gebäude der Nationalbibliothek ist ein schönes Beispiel für die Beaux-Arts-Architektur in Buenos Aires um die Jahrhundertwende. Es sollte ursprünglich die Nationallotterie beherbergen. Der Entwurf stammte von dem italienischen Architekten Carlo Morra, der 1854 in Benevento als Spross einer Adelsfamilie (vollständiger Name: Carlo Morra Manhes, Marqués de Monterochetta) geboren und im Alter von 27 Jahren nach Argentinien ausgewandert war, wo er sich einen Namen als Architekt zahlreicher Schulgebäude im Historistischen Stil („Escuelas palacio“) machte. Bevor die Lotterie jedoch eröffnet wurde, setzte sich der damalige Direktor der Nationalbibliothek Paul Groussac (1848-1929) beim Präsidenten von Argentinien Julio Argentino Roca erfolgreich dafür ein, dieses elegante Gebäude lieber zum Sitz der Nationalbibliothek zu machen. Am 27. Dezmebr 1901 weihte Roca das Gebäude ein, 1906 wurde es erweitert. Von dem ursprünglich vorgesehenen Verwendungszweck zeugen noch die bronzenen Verzierungen am Treppengeländer, die Lotto-Trommeln (bolilleros) symbolisieren. Paul Groussac wohnte übrigens auch in dem Gebäude, mit Borges teilte er das Schicksal, während seiner Zeit als Direktor der Bibliothek vollständig zu erblinden.

Inzwischen befindet sich die Nationalbibliothek in einem Neubau im Stil des Brutalismus, dessen Grundstein 1972 gelegt und der 1992 eröffnet wurde. Die Architekten waren Clorindo Testa (der – ebenso wie Carlos Morra – in Benevent in Italien geboren wurde), Francisco Bullrich und Alicia Cazzaniga. Das alte Bibliotheksgebäude in der Calle México ist heute Sitz des „Centro Nacional de la Música“.

Link: Ex Biblioteca Nacional. Dirección de música y danza CABA