Leiden: Bibliotheca Thysiana

Leiden: Bibliotheca Thysiana Leiden_Bibliotheca_Thysiana_r
Ort: Leiden (Niederlande)
Art: Öffentliche Bibliothek
Baustil: Holländischer Klassizismus
Architekt: Arent van ’s-Gravesande
Fertiggestellt/Eröffnet: 1655
Person: Johannes Thysius (1622-1653)
Verlag: S. Wiersma, Amsterdam
Fotograf: Herwig
Datierung (Karte): ca. 1940er Jahre

Die Rapenburg ist die bekannteste Gracht in Leiden. Im 17. Jahrhundert wurde sie als „die schönste Straße Europas“ bezeichnet, und zwar von dem Theologen Johannes Polyander a Kerckhoven, dessen Haus an der Rapenburg stand. Er argumentierte so: Europa sei der schönste „unter allen vier Teilen der Welt“; die Niederlande das schönste Land in Europa, Holland die schönste Provinz, Leiden darin die schönste Stadt und die Rapenburg die schönste Straße in Leiden. An der Ecke Rapenburg und Groenhazengracht steht das Gebäude der Bibliotheca Thysiana, der ältesten öffentlichen Bibliothek der Niederlande. Sie geht auf den Juristen und Bibliophilen Johan Thijs (latinisiert Johannes Thysius) zurück. Thysius war der Sproß einer wohlhabenden Kaufmannsfamilie. Als er zwölfjährig Waise wurde, kam er in die Obhut zweier Onkel, die beide Professoren an der Universität Leiden waren und ihm schon im Jahr darauf 300 Bücher schenkten. Dies entfachte seine Leidenschaft für Bücher, später kaufte er auf Auktionen und auf Reisen in Frankreich und England Bücher der verschiedensten Wissensgebiete und trug so an die 2000 Bände zusammen. Einem Freund schrieb er, es gebe „kein größeres Vergnügen, als Zeit in einer Bibliothek zu verbringen“. Allerdings ist nicht bekannt, dass er auch selbst wissenschaftlich tätig war. Die Bücher waren für ihn, der einen luxuriösen Lebensstil pflegte, vermutlich auch Statussymbol. Thysius, der 1653 im Alter von nur 31 Jahren starb, stiftte 20.000 Gulden zum Bau eines Bibliotheksgebäudes, das seine Sammlung aufnehmen und der Öffentlichkeit zugänglich sein sollte. Das Gebäude wurde in den Jahren 1654-55 im Stil des Holländischen Klassizismus bzw. des Klassizistischen Barock errichtet und gilt als ein herausragendes Beispiel holländischer Architektur des 17. Jahrhunderts. Es ist heute noch mitsamt der Innenausstattung original erhaten. Seit Mitte des 18. Jahrhunderts gehört die Bibliotheca Thysiana zur Universität Leiden.

Link: Paul Hoftijzer: Bibliotheca Thysiana‘ – Tot publijcke dienst der studie’

Doetinchem: Öffentliche Bibliothek

Doetinchem: Öffentliche Bibliothek und Lesesaal
Doetinchem_Openbare_Leeszaal_Bibliothek_Interieur_Courantenzaal_r Ort: Doetinchem (Niederlande)
Art: Öffentliche Bibliothek und Lesesaal (Openbare Leeszaal & Bibliothek), Zeitschriftenlesesaal
Eröffnet: 1919
Datierung (Karte): ca. 1920er Jahre

Der öffentliche Lesesaal von Doetinchem wurde am 11. August 1919 in einem Gebäude eröffnet, das 1866 als Grundschule erbaut und 1886 umgebaut worden war. Im Ersten Weltkrieg waren in dem Gebäude Soldaten untergebracht. Die Bibliothek bestand aus einem Lesesaal, einem Zeitschriftenlesesaal (auf dieser Karte abgebildet) sowie einer Ausleihe. Das Gebäude wurde 1973 aus verkehrstechnischen Gründen abgerissen, 1976 bezog die Bibliothek einen Neubau.

P.S. Übrigens stammte einer meiner direkten Vorfahren aus Doetinchem: Gerardus van Heekeren, geboren um 1710; er war vermutlich der Sohn von Gerrit Jan van Heekeren und Coenradina van Carvenheim (Karvenheim). Er war mit Geertruid Niclara van Genderen aus Zuilichem verheiratet und der Ur-Ur-Ur-Großvater von meiner Urgroßmutter Johanne van Genderen.

Rotterdam: Gemeentebibliotheek

Rotterdam: Gemeentebibliotheek (1924) Rotterdam Gemeentebibliotheek r
Ort: Rotterdam
Art: Öffentliche Bibliothek
Baustil: Moderne (Amsterdamer Schule)
Architekt: D. B. Logemann
Fertiggestellt/Eröffnet: 1924
Verlag: Rembrandt Uitgevers Maatschappij
Datierung: ca. 1924

Das Gebäude der Stadtbibliothek Rotterdam am Nieuwe Markt 1 ist ein Beispiel für die sog. Amsterdamer Schule, einen niederländischen Architekturstil der klassischen Moderne bzw. des Expressionismus. Die 1924 eröffnete Bibliothek wurde von D. B. Logemann (1884-1964) entworfen, unter Mitarbeit von Nicolaas Lansdorp und Johannes Poot. Die Art Deco-Skulpturen an den Fassaden stammten von dem Bildhauer Joop van Lunteren, die Buntglasfenster von Jaap Gidding. Im Erdgeschoss befanden sich Ausleihe, Katalograum und Zeitschriftenlesesaal, im ersten Stock die Lesesäle. Das Magazin befand sich im Untergeschoss. Die Bibliothek war eines der wenigen Gebäude, die den Luftangriff auf Rotterdam vom 14. Mai 1940 relativ unbeschadet überstanden. Nach Kriegsende hatte hier Willem Gerrit Witteveen sein Büro, der mit einem Team den Wiederaufbau der Stadt plante. Als 1983 die Bibliothek ein neues Gebäude in der Nähe bezog, beherbergte es bis 1989 das Nationale Schulmuseum. Heute gehört es zum Erasmus University College (EUC), einem College der Erasmus-Universität. Dafür wurde es im Inneren modernisiert (Architekt: Erick van Egeraat).

Link: Erasmus University College – Historic Building

Kerkrade: Abtei Rolduc

Kerkrade: Abtei Rolduc - Bibliothek (Joseph Moretti, 1754)
Kerkrade Abtei Rolduc Bibliothek r Ort: Kerkrade
Art: Klosterbibliothek (Augustiner-Chorherren)
Baustil: Rokoko
Architekt: Joseph Moretti
Fertiggestellt/Eröffnet: 1754
Verlag: B. Kühlen Verlag, Mönchengladbach
Datierung (Karte): ca. 1911-1920

Die Abtei Rolduc (Klosterrath) geht auf eine kleine Kapelle zurück, die der Priester Ailbertus von Antoing zusammen mit seinen beiden Brüdern Thyemo und Walgerus im Jahr 1104 erbaute. Seine Blütezeit erlebte das Kloster Mitte des 12. Jahrhunderts, als es Familienkloster der Herzöge von Limburg war. Gleichzeitig mit der Abtei war zu ihrem Schutz die Grenzfestung und Zollburg Rode erbaut worden. Kurioserweise befinden sich Kloster und Burg heute, obwohl nur wenige Hundert Meter voneinander entfernt, in zwei verschiedenen Ländern: die Burg fiel durch den Wiener Kongress 1815 an Preußen und liegt heute im Stadtgebiet von Herzogenrath (Nordrhein-Westfalen). Das Kloster Rolduc erlebte nach einer langen Zeit des Niedergangs und Verfalls ab 1680 einen neuen Aufschwung, hauptsächlich finanziert durch Einnahmen aus Steinkohlegruben. Im 18. Jahrhundert entstand ein neuer Flügel im Stil des Rokoko, dessen Architekt der Aachener Baumeister Joseph Moretti war. Die Bibliothek mit reicher Stuckverzierung wurde im Jahr 1754 fertiggestellt. Nach der Aufhebung des Klosters in der Französischen Revolution standen die Gebäude zunächst leer, danach beherbergten sie unter anderem ein Priesterseminar sowie ein Gymnasium mit Internat. Heute ist Rolduc die größte Klosteranlage der Beneluxländer und wird vorwiegend als Hotel und Kongresszentrum genutzt. Die Bibliothek ist nur für wissenschaftliche Nutzung zugänglich.

Link: Kerkgebouwen in Limburg – Abdijkerk Rolduc en abdijgebouwen

Den Haag: Königliche Bibliothek der Niederlande

Den Haag: Königliche Bibliothek der Niederlande (Huis Huguetan)
Den_Haag_Koenigliche_Bibliothek_r Ort: Den Haag
Art: Nationalbibliothek
Architekt: Daniel Marot
Baustil: Barock
Fertiggestellt/Eröffnet: 1736/18121
Verlag: Nijgh & Van Ditmar
Signatur: 401227
Datierung (Karte): ca. 1920er Jahre

Die Königliche Bibliothek der Niederlande geht auf die Privatsammlung von Wilhelm V. Batavus Prinz von Oranien zurück, der ab 1751 Statthalter der Niederlande war, bevor er 1795 von den Franzosen vertrieben wurde und nach England floh. 1806 erhielt die Bibliothek den Namen „Koninklijke Bibliotheek“, 1982 wurde sie die Nationalbibliothek der Niederlande. Von 1821 bis 1982 befand sich die Königliche Bibliothek in einem Stadtpalast an der Lange Voorhout 34 , dem „Haus Huguetan“ (Huis Huguetan). Dieses war ab 1734 für die reiche Bankierstochter Adriana Margaretha Huguetan erbaut worden, eine Hugenottin. Architekt war der Franzose Daniel Marot (1661–1752), ebenfalls ein Hugenotte, der mit seiner Familie nach der Rücknahme des Edikts von Nantes im Jahr 1685 nach Holland emigriert war. Marot brachte den Hofstil Ludwigs XIV. mit nach Holland und England (Stil „William and Mary“). Heute dient das Gebäude als Museum.

Link: Haus Huguetan